Die Lokalsprache Kannada klingt für uns, als hätten die Menschen Murmeln im Mund. Die Schrift scheint eine graphische Darstellung der Lautqualität zu sein. Unsere deutschen Ohren möchten Kannada auf der Bühne hören. Wir möchten unsere gegenseitige Fremdheit nicht über Englisch oberflächlich gleichbürsten. Aber wo fängt Exotismus an? Im ersten Satz dieses Textes, in der ersten geistigen Vorstellung der indischen Schauspielers auf der Bühne, die wir in ihrem Anderssein belassen würden, sprächen sie Kannada für Mannheimer Kinder.
Wenn Kannada sprechende Kinder in Bangalore Deutsch auf der Bühne hören, von deutschen Schauspielern gesprochen, werden sie keine lauwarm poetischen Gefühle über Murmeln empfinden, sie werden die Herrscherklasse sehen, die in einer Herrschersprache spricht, das Nicht-verstehen für sie ein internalisierter Zustand des Ausgeschlossenseins von der reichen, gebildeten Welt. In Bangalore findet derzeit ein Kulturkampf statt. Das Kannada sprechende Karnataka wehrt sich – gegen English, gegen eine entwurzelte indische Bildungselite, gegen IT, gegen Gleichmacherei, gegen gute bezahlte Call Center- Jobs ohne Zukunft. Ein lokaler Rechtsruck hat mit einer neuen Regierung alle Kneipen ab 23 Uhr geschlossen. Die kreative Elite wandert nach Bombay ab, das lebendige und vielfältige Kannada-Theater übernimmt immer mehr das Ranga Shankara, unser Partnertheater. Hier ist die Sprache eines Stückes ein Politikum, hier trifft sich das dörfliche Indien mit Volkstheater in Kannada und eine Satire über das Call Center Leben auf English. Hier wird in in der Saison über Prozente an Sprachen nachgedacht und versucht, zwei scheinbar unversönhlichen Sprach-Welten einen Ort zu geben, wo sie beide sein dürfen.
Wenn Kannada sprechende Kinder in Bangalore Deutsch auf der Bühne hören, von deutschen Schauspielern gesprochen, werden sie keine lauwarm poetischen Gefühle über Murmeln empfinden, sie werden die Herrscherklasse sehen, die in einer Herrschersprache spricht, das Nicht-verstehen für sie ein internalisierter Zustand des Ausgeschlossenseins von der reichen, gebildeten Welt. In Bangalore findet derzeit ein Kulturkampf statt. Das Kannada sprechende Karnataka wehrt sich – gegen English, gegen eine entwurzelte indische Bildungselite, gegen IT, gegen Gleichmacherei, gegen gute bezahlte Call Center- Jobs ohne Zukunft. Ein lokaler Rechtsruck hat mit einer neuen Regierung alle Kneipen ab 23 Uhr geschlossen. Die kreative Elite wandert nach Bombay ab, das lebendige und vielfältige Kannada-Theater übernimmt immer mehr das Ranga Shankara, unser Partnertheater. Hier ist die Sprache eines Stückes ein Politikum, hier trifft sich das dörfliche Indien mit Volkstheater in Kannada und eine Satire über das Call Center Leben auf English. Hier wird in in der Saison über Prozente an Sprachen nachgedacht und versucht, zwei scheinbar unversönhlichen Sprach-Welten einen Ort zu geben, wo sie beide sein dürfen.
In Mannheim sitzt ein Kinder-Publikum, für die die Erfahrung einer Fremdsprache oft Deutsch heißt. Auch viele von Ihnen leben damit, dass sie Theater nicht in ihrer Sprache sehen, dass sie Dinge nicht verstehen, weil ihr Deutsch vielleicht nicht gut genug ist. Und nun, für all diese Kinder in Bangalore und Mannheim, ein Stück über eine Reise, in Sprachen, die sie verstehen sollen, damit sie sich im Theater am richtigen Ort fühlen. Ist das machbar?
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